Heute Morgen habe ich mit Alex (der spanische Radfahrer) zusammen gefrühstückt. Es ging etwas um die Essensgewohnheiten und dann bauten wir unsere Sachen zusammen und verabschiedeten uns. Er fuhr südlich, ich östlich. Beiden wollen wir nach West Yellowstone, dem westlichen Eingang des Yellowstone Nationalparks. Mal gucken, ob wir uns da nochmal sehen. Aber ich denke mal, dass er viel schneller als ich ist. Weniger Gepäck, 15Jahre jünger… das macht was aus.
Es ging aber nicht los, bevor ich nicht noch die alte Stadt Bannack gesehen hatte. Heute eine Ghosttown (Geisterstadt), in der keine(r) mehr wohnt, da die letzte Bewohnerin 1986 hier ihr Leben aushauchte (es hatte was mit ihrem eigenen Auto zu tun)… Ich wollte gerade bezahlen (Alex hatte schon bezahlt), da sagte der Ranger zu mir: Du bist doch der vom Campingplatz, oder? Hast Du dort bezahlt? Ich sagte: natürlich habe ich dort bezahlt… und er: ja, dann ist er hier mit freiem Eintritt… und gleich fängt eine öffentliche Führung an, falls Du teilnehmen möchtest… und ich wollte. Es war sehr interessant und spannend. Leider ist mein Englisch noch nicht so gut, dass ich alles verstehe, aber doch: spannend. Bannack wurde durch einen Goldfund 1862 gegründet (benannte nach dem lokalen Bannock-Indianerstamm/ native Americans) und war 1864 die erste Hauptstadt Montanas (wenn auch nur kurzzeitig). 1865 wurde Virginia City die Hauptstadt von Montana (und der Goldgräberzug zog langsam weiter. https://de.wikipedia.org/wiki/Bannack_(Montana)
Nach der Führung zog auch ich weiter und fuhr in Richtung Dillon. Es ging etwas bergauf und dann für den Rest des Weges bergab. Die Landschaft sieht wirklich aus wie in einem Wildwestfilm… nur dass ich nicht zu Pferde unterwegs bin. Auch habe ich die kontinentale Wasserscheide überschritten zwischen Pazifik und Atlantik. Kurz vor meinem nächsten Stop in Dillon (ein warmshowers.stop) überholte mich Kristina aus Alaska auf Ihrem Renn./Gravelbike… wir schwatzen kurz (sie war auf dem Weg nach Virginia) und sie sagte dann: ich muss…. Und zog davon. Wie beneide ich manchmal die Minimalisten, wie sie mit ihren schnellen leichten Fahrrädern unterwegs sind….
Am Nachmittag traf ich dann auf Matt, meinen Host, und wir schwatzen und er lud mich zum Abendessen ein. Es gab Elk… das ist aber hier in der USA nicht der Elch, sondern ein Hirsch namens Wapiti (aus der Sprache der Shawnee-Indianer und heißt (nach Wikipedia) „weißes Hinterteil“). Das Tier, das bei uns Elch heißt, ist hier ein moose. Etwas verwirrend…
Matt ist übrigens der Ansicht, die ich sehr teile, dass der große Vorteil des Radelns ist, dass framan viel näher mit den Menschen zusammenkommt. Außerdem unterstützt es die lokalen Stellen, wie Bäckereien und Geschäfte und Cafés usw., wenn framan anhät und sich dort was besorgt. Diese Einschätzung teile ich sehr. Es erschreckt mich immer, wenn ich lese oder höre (von einigen??? Vielleicht vielen??? Radfahrern), dass (auch) Radfahrer immer alles ganz billig haben wollen und alles zu teuer ist… Dabei ist doch das Reisen ein Geben und Nehmen… und das im besten Sinne des Wortsinnes: ich nehme was (Freundlichkeit, Unterkunft, Zugewandheit etc.) und ich gebe was (Freundlichkeit, Geld, Warmherzigkeit, Offenheit etc.). Nur so können wir doch gemeinsam die Welt zu einem guten Ort gestalten. Und das, so finde ich, ist wichtig…
Ich wusch meine Sachen und dann sortierte ich noch einmal meine ganzen Dinge, die ich mithabe. Und es ist wieder ein Paket herausgekommen, das ich nach Massachusetts schicke. Das Gepäck will ich leichter haben. Und so habe ich das Solarpanel und ein paar Klamotten und einen Kochtopf und noch ein paar andere Dinge „aussortiert“…
Es war ein schöner Radeltag. Etwas Wind von der Seite und dann auch von hinten und angenehm sonnig.
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