Ein ziemlich verhangener Tag. Und ich wusste, dass ich heute ziemlich hoch hinaus muss. Der, wie ich später erfuhr, Washingtonpass musste erklommen werden. Und es gab für mich 2 Fragen: 1. schaffe ich das? und 2. wie ist das Wetter? Wird es trocken bleiben? Als ich zusammen geräumt habe, hatte ich schonmal Glück. Das sah auf dem Wetterradar nicht so aus…. Auf der Karte sah es aus, als ob ich den ganzen Tag mehr oder weniger durch ein enges Tal muss.
Na dann los…
Hoch geht’s… es gab einen Tunnel, wo die Radfahrer einen Knopf drücken mussten-es stellte sich heraus, dass dadurch eine Warnblinkanlage am Tunnel anging, der die Autofahrer „vor den Radfahrern“ warnte.
Am Gorge Lake sah ich meinen ersten Weißkopfseeadler meines Lebens in echt. Leider zu weit weg für ein Foto. Und als ich es dann doch probieren wollte, war er weg… aber cool, das Wappentier der USA mal gesehen zu haben.
Es war recht kühl und es ging immer weiter hinauf. Es gab ein paar Staudämme mit WKA (Wasserkraftanlagen) und ich kam zum Diablo Lake Overlook. Es gab eine grandiose Aussicht und für mich Wasser und Erdnüsse… da kam ein Mann auf mich zu: just short, because you helped us with the spacegrogram… ach so? ich wusste nicht, was er meinte. Und dann erzählte er mir von seinem Vater, der im zweiten Weltkrieg im Dschungel war. Und nur, damit ich es weiß und wir beim spaceprogram geholfen haben: Schweinefleisch kann man für 5 Tage haltbar machen und man braucht keinen Kühlschrank. Nimm Sojasoße, Essig und Bier und koche das. Das hält sich 5 Tage ohne Kühlschrank. Meine Eltern kochen es und essen davon 3 Tage aber 5 Tage gehen…. Ich dachte: ok. Ich hoffe, dass ich dieses Rezept nicht brauche….
Später an einer Rasstelle traf ich Susan, die meine Mutter herzlich grüßen lässt, weil der Name ähnlich ist. Sie erzählte mir von den Vorgängen hier im Land, die ihr Angst machen… Ein Freundin aus Kanada war auf dem Weg zu einem Konzert in den USA und wurde zurück geschickt, weil irgendeine politische Einstellung einem Polizisten nicht gefallen hat… ich werde weiterhin vorsichtig sein.
Dann traf ich meine erste Radfahrerin auf meinem Weg. Aber sie kam bergrunter und ich bergauf, da gab es nur ein kurzes „Hallo“. Später holte mich ein Gravelbiker ein. Seinen Namen habe ich leider vergessen. Wir schwatzten kurz. Er ist wohl 2 Wochen unterwegs… nur mal so. Er trug sein Bärenspray auf Brusthöhe über der Jacke… da der Weg noch weit war, wollte ich dann aber los. Ich hatte Bedenken, den Weg nicht zu schaffen und ich wollte unbedingt im Hellen an meinem Ziel ankommen. Ich hatte schon im Zelt überlegt, ob ich in der nächsten Ortschaft eine Unterkunft buche, aber was, wenn ich es gar nicht bis dahin schaffe? Es gab immerhin 2 Zeltplätze vorm Ziel…. Da es in der Nacht auch wieder geregnet hatte und mir hundekalt war, wollte ich es schaffen… ich war dran. Immer weiter und weiter bergauf. Nach vielleicht 60km und mehr oder weniger 3 bis 7 % Steigung und von einer Kurve zur nächsten… war ich dann endlich oben… Mir zitterten die Knie. Aber heute gab es keine andere Chance… nach meinem GPS 1.989 Höhenmeter… der Washingtonpass (Höhe: 5.477ft nach Schild, 1.669 m nach Karte, 1.695 m nach GPS, da scheint das GPS etwas ungenau… dabei ist es ein USamerikanisches Fabrikat). Und dann nochmal auf meine App geguckt (ich hatte zum Glück die offline.Variante erworben: es ging nur noch bergab. „Egal“ wie weit… dann wollte ich doch die feste Unterkunft. Buchen musste ich aber später, denn „Netz“ gab es nicht… und ohne Internet bin ich bissl aufgeschmissen….
Nach einer herrlichen Abfahrt (trotz noch angezogener Füsslinge, dicken Handschuhen, Wolljacke und Mütze war es noch immer ziemlich kalt) ging es mit rund 60 Sachen den Berg runter. Herrliche Aussichten und: es gab Sonnenschein. Das war wunderbar. Es gab zwar auch auf der Hochfahrt schon immermal etwas Sonne, aber jetzt war es doch anders. Oben lag Schnee…. Jetzt wurde es wieder freundlicher. Unten in der Nähe von Mazama gab es Netz, ich buchte mein Hotel und hatte noch ne knappe Stunde und war dann da.
Der Schlüssel „hing“ in einem Briefumschlag mit meinem Namen an der Rezeptionstür des Hotels. Offensichtlich hatten sie keine Lust mehr zu warten… aber nicht nur nicht auf mich. Es gab auch noch einen zweiten Umschlag.
Dann war ich soooo froh über eine heiße Dusche und ein Bett… Ich muss mich echt noch ans Radeln gewöhnen…
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